Philosophie

Ein über die Jahrhunderte gewachsener Verein wie die Schützenbruderschaft St. Johannes Baptist Neheim 1607 e.V. steht auch für gesellschaftliche Werte. Drei Dinge liegen den Neheimer Schützenschwestern und -brüdern aber besonders am Herzen:

Vergangenheit - Gegenwart - Zukunft

Die Erinnerung an das Geschehene, im "Hier und Heute" zu leben und die aktive positive Gestaltung der Zukunft.

Glaube - Sitte - Heimat

Nach wie vor sind diese drei Worte das Motto, das sich bei so gut wie jeder Schützenbruderschaft findet. Diese, manchmal verstaubt klingenden Begriffe sind so oft zitiert und angeführt worden, dass ihre ursprüngliche Bedeutung mehr und mehr verblasst ist und sie bald schon nicht mehr als bloße Floskeln sind.

Dreht man diese Worte ins Gegenteil sieht man schnell die Bedeutung des alten Mottos:
Unglaube - Ohne den Glauben und die vermittelten Werte durch die christlichen Strukturen in unserer Gesellschaft wäre ein Satz wie "Die Freiheit des Einzelnen endet dort, wie die Freiheit des Nächsten beginnt" vielleicht nicht selbstverständlich.
Unsitte - Für eine "Null-Bock"-Mentalität und "Ist-nicht-mein-Problem"-Einstellung stehen Schützen nicht. "Sitte" beutet auch,  Zusammenkünften im privaten und öffentlichen Leben mehr Kultur zu verleihen.
Heimatlosigkeit - Das Gefühl einiger Menschen kein zu Hause zu haben, entwurzelt zu sein oder nicht gebraucht zu werden macht es erforderlich diese Menschen anzunehmen, sei es auf einem Fest, in einem Verein oder in einer Stadt.

vgl. SCHÜTZEN-JAHRE - Eine Zeitreise durch die Geschichte der Schützenbruderschaft St. Johannes Baptist Neheim 1607 e.V.; Arnsberg-Neheim, 2007, S. 284 f.

FEST IN NEHEIM

Ein Motto mit zwei Facetten: Einerseits macht es die feste Verbundenheit zu Neheim deutlich. Fest verwoben sind die Geschichten der Stadt Neheim und der Schützenbruderschaft über die Jahrhunderte hinweg. Die Schützenbruderschaft steht fest in Neheim, nimmt aktiv am Leben der Stadt Arnsberg und insbesondere am Leben des Stadtteils Neheim teil.

Andererseits macht "FEST IN NEHEIM" aber auch auf das große gesellschaftliche Ereignis in Neheim, das Neheimer Volksfest - Schützenfest, aufmerksam.

Bruderschaft im Wandel – Zeichen setzen für die Zukunft

Woher kommen wir? – Wer sind wir? – Wo wollen wir hin?

Woher wir kommen ist schnell beantwortet.

Wir kommen aus einer sehr bewegten Vergangenheit. Wir sind jetzt 408 Jahre alt und sind Teil der Geschichte unserer Stadt, unseres Stadtteils. Wir sind die älteste bürgerschaftliche Vereinigung in unserem Stadtteil. Wir haben immer positive und negative Zeichen gesetzt. Wir haben unseren Stadtteil mitbestimmt. Wir haben die Stadt Neheim und ihre Nachfolgerin niemals im Stich gelassen.

Wir kommen aus einer Vergangenheit, die über die Jahrhunderte gesehen, durchaus Neuem zweifelnd, zaudernd, ablehnend gegenüberstand. Die historische, soziale und geistige Entwicklung der Jahrhunderte spiegelte sich immer auch in der Bruderschaft.

Wir waren eine elitäre Vereinigung von Hausbesitzern, in denen nur der älteste Sohn Aufnahme fand. Daraus resultierte eine bis fast zur Auflösung sich zurückbildende Anzahl an Mitgliedern. Wir waren den historischen Zeitgeistern angepasst eine rein Männern vorbehaltene Vereinigung. Und wir waren durch und durch an katholischen Traditionen orientiert grundsätzlich konservativ.

Wer sind wir?

Eine Bestandsaufnahme – wie sie auch die Zukunftskommission vorbildlich geleistet hat – zeigt:

Wir sind in der Gegenwart angekommen. In einer Gegenwart, die geprägt ist von Liberalität, Toleranz, Weltoffenheit, demographischem Wandel, agieren wir abwägend mit einer konservativen Vorgehensweise, die - auf den Punkt gebracht - „das Gute der Vergangenheit bewahren, sich bewährendes Neues annehmen und nicht populistisch am Zeitgeist orientiert, sondern aus Überzeugung sich für die Zukunft verändern will“.

Sind wir, ist unsere Bruderschaft, da angekommen?

Wir meinen ja.

Einige Beispiele, die diese Ansicht belegen:

Wir haben uns allen Menschen dieser Stadt, die zu uns gehören wollen, geöffnet. Wir sind zahlenmäßig wieder eine starke Gemeinschaft geworden. Wir bieten jedem, der es will, der aber nicht einer christlichen Gemeinschaft angehört, eine Gastmitgliedschaft an. Jeder Mitbürger ist uns willkommen. Wir haben seit Ende der 1990 Jahre  weibliche Mitglieder in unseren Reihen. Wir haben seit 2001 die Möglichkeit geschaffen, dass Frauen – und in welcher anderen Bruderschaft, in welchem anderen Verein, in welcher anderen Gesellschaft gibt es das – auf den Vogel schießen dürfen. Wir sind diejenigen, die stolz darauf sind, dass Frauen Mitglieder unseres Vorstandes sind – in welcher anderen Bruderschaft, in welchem anderen Verein, in welcher anderen Gesellschaft gibt es das?

Wir freuen uns, dass wir trotz mannigfacher bürokratischen Hindernisse das Brauchtum des Vogelschießen ausüben. Wir freuen uns, dass wir ein Neheimer Volksfest – unser Schützenfest mit überzeugendem Erfolg – für unsere Neheimer Bevölkerung und die mittlerweile vielen, vielen auswärtigen Gäste organisieren und feiern dürfen. Wir freuen uns, dass wir einen Bayrischen Abend vor unserem Schützenfest gestalten, der diesen Namen verdient. Wir freuen uns, den Namen unseres Stadtteils positiv zu vertreten.

Wir besitzen eine Immobilie, die mit großem Engagement völlig erneuert worden ist, die uns die Möglichkeit gibt, Veranstaltungen für Gäste zu ermöglichen. Eine Immobilie, die uns in die Lage versetzt, finanzielle Möglichkeiten auch und für soziale Zwecke zu gewinnen. Wir sind in der Lage, hier vor Ort unseren Mitbürgern durch unser aller Engagement einen Erlebnis- und Erholungsort anbieten zu können, der schon etwas Besonderes darstellt. Wir sind der Lage, hier u.a. für unsere älteren Mitglieder den Seniorennachmittag und für unsere Kleinen den Nikolaustag zu gestalten.

Wir helfen den Kindern unserer Stadt und den Kindern darüber hinaus, durch unseren Verkehrsübungsplatz sicher und mit Freude Fahrrad- oder Inline-Skater- fahren zu erlernen – ohne dass Eltern, Opa und Oma Angst zu haben brauchen. Und wichtig für uns, aber besonders für das Schützenwesen in seiner Gesamtheit: Wir sind die Bruderschaft, die den Antrag auf Aufnahme des Schützenwesens in die Liste des Immateriellen Kulturerbes gestellt hat.

Warum zählen wir das alles auf?

Wir zählen dies alles auf, weil wir uns in letzter Zeit oft des Gedankens nicht erwehren konnten, dass all dies nicht allen Mitgliedern und von draußen Zuschauenden oder Berichtenden mehr bewusst ist. Weil wir manches Mal den Eindruck hatten und haben, dass wir und damit alle Schützen nur noch reduziert werden auf mangelnde Toleranz gegenüber Andersgläubigen und Fremden, auf traditionelle Hohlköpfe, auf Trinkerei.

Dagegen verwahren wir uns und werden  uns dagegen verwahren. Gern geben wir zu, dass viele Dinge, die von außerhalb unserer Bruderschaft formuliert wurden, völlig antiquiert, veraltet sind. Und vieles würde besser von vielen „Besserwissenden“ nicht gesagt worden sein.

Das kann und darf aber nicht unser eigenes Bild sein. Und das darf nicht das Bild sein, das über uns hier vor Ort - Effekt haschend -  in der letzten Zeit gezeichnet wird.

Wir sind nicht so.

Wir sind die Schützen, die den Leitbildern und Zielen folgen, die wir hier selbst formulieren, nach denen wir hier und im Sauerland leben und an denen wir uns erfreuen und Spaß haben. Und zu unseren Vorstellungen gehört auch das Einbinden und Leben von Glauben.

Wo wollen wir hin?

Wir müssen den eingeschlagenen Weg der Offenheit - begleitet von bewährten, sinnvollen traditionellen Werten - weitergehen. Wir müssen diesen Weg, uns zu öffnen, behutsam und nicht überstürzt vorangehen.

Die Zukunftskommission hat uns im Hinblick auf unsere Bruderschaft auf den demografischen Wandel hingewiesen und u.a. aufgezeigt, dass die 1. Kompanie von diesem Wandel betroffen ist bzw. die Anzahl der Neuaufnahmen ein Schrumpfen der Kompanie nicht mehr aufhalten kann.

Wir wollen den Weg in die Zukunft weitergehen.

Nach vielen Stunden der Vorüberlegung zwischen Geschäftsführendem Vorstand und Zukunftskommission ist deshalb auf der letzten Sitzung vom Gesamtvorstand der Bruderschaft einstimmig der Beschluss getroffen worden, die 1. Kompanie in ihrer jetzigen Form aufzulösen und die Kompanie in die Ehrenkompanie der Bruderschaft umzugestalten.

Der neuen Ehrenkompanie gehören in Zukunft alle Mitglieder des Ehrenvorstandes, die 6 Ältesten der Bruderschaft, alle Könige, so sie es wollen und nicht in ihren angestammten Kompanien verbleiben möchten, sowie vom Vorstand  bzw. berufene Personen an.

Die zu berufenden Ehrenmitglieder sollen Personen aus dem gesellschaftlichen, kulturellen, sozialen, pastoralen und politischen Bereich sein. Sie sind nicht verpflichtet, eine „grüne Jacke“ zu tragen, dürfen dies aber selbstverständlich herzlich gerne tun. Sie erhalten als Zeichen ihrer Mitgliedschaft in der Ehrenkompanie eine Berufungsurkunde und ein neu zu schaffendes Abzeichen der Ehrenkompanie.

Wir gehen diesen Weg in die Zukunft konsequent weiter.

Und es ist nur konsequent, dass die Bruderschaft als erste Bruderschaft oder schützenähnliche Vereinigung überhaupt eine aus und von den weiblichen Mitgliedern gewählte „Ansprechpartnerin für Gleichstellungsfragen“ im allgemeinen Vorstand integrieren wird.

Wir wollen den Weg in die Zukunft weitergehen.

Wir wollen uns  weiterhin offen darstellen. Wir wollen und werden wie in all den vergangenen Jahren für unsere Freunde, Sponsoren, für alle gesellschaftlichen Kräfte aus Politik, Verwaltung und Kirchen ein kompetenter, verlässlicher Ansprechpartner bleiben.

(Grundsatzrede von Raimund Reuther für den Geschäftsführenden Vorstand der Schützenbruderschaft St. Johannes Baptist Neheim 1607 e.V. auf der Generalversammlung am 6. März 2015 )